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Entstehung der Stadt

Biedenkopf 1646. Matthäus Merian der Ältere (1593-1650)

Schon sehr früh zogen Siedler lahnaufwärts und gründeten in geschickter Arbeit verschiedene Siedlungen an den Hängen und Tälern der Lahn. Sie bestellten ihre Felder, züchteten Vieh und lebten auf eingem Raum zusammen. Viele Orte um Biedenkopf dürften schon vor dem 8. Jahrhundert bestanden haben, doch nachweisbar ist aufgrund fehlenden Aufzeichnungen nur sehr wenig. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es im allgemeinen erst dann, wenn Schenkungen vorgenommen worden sind, die Bürger Abgaben leisten mussten, Zeugen vor Gericht aussagten. Über Biedenkopf und seinen Ortsteilen existieren keine Aufzeichnungen, die eine Besiedelung einwandfrei datieren. 

Man nimmt an, dass im 8. Jahrhundert das Flußgebiet Lahn zum Lahngau gehörte.

Gegen Ende des 9.Jhd. wurde das Gebiet unter den Enkeln des Herzog Gebhard (*832-†879) im Lahngau geteilt. Es entstanden die Gebiete Hessengau, Oberlahngau und Niederlahngau. Konrad wurde Graf von Hessen- und Oberlahngaues, die beide die Provincia Hassia bildeten.

Im Jahre 905 fiel Konrad bei der Babenberger Fehde und sein ältester Sohn, Konrad der Jüngere (der Jüngere ist wohl an den Vater angelehnt), erhielt die Würde eines Herzogs der Franken.

Siegel des ostfränkischen Königs Konrad I.Siegel des ostfränkischen Königs Konrad I.

König Konrad I . thronend und mit Schwert als Status- und Machtsymbol abgebildet.König Konrad I . thronend und mit Schwert als Status- und Machtsymbol abgebildet.911, nach dem Tod des letzten Karolingers auf dem ostfränkischen Thron, wurde Konrad der Jüngere anstelle des westfränkischen Königs Karl III. des Einfältigen in Forchheim als Konrad I. zum ostfränkischen König gewählt und beendete damit die Herrschaft der Karolinger im ostfränkischen Reich.

Sein zweiter Sohn wurde Graf in Oberlahngau mit Battenberg, dem Stift Wetter und den Grund Breidenbach.

Der dritte Sohn Otto starb 957. Er war Graf des Hessengaues. 

Durch den Tod von Otto nahmen die Grafen Werner aus Gudensberg und die Gisonen auf der Burg Hollende bei Warzenbach, die hier schon um das Jahr 1000 ansässig sind, eine bedeutende Stellung ein. Unter Graf Giso IV. (†1122) wurden die Besitzungen beider Familien vereinigt.

Zur Mitgift Hedwigs gehörten folgende Landesteile in Hessen und an der Lahn:

Heiliges Römisches Reich um 1000 (Zoombild)
  • Die Grafschaft Hessen mit dem Gericht zu Maden
  • Die Vogtei über die Stifter und Klöster Hasungen, Breitenau und Fritzlar
  • In Oberlahngau die Burg Homberg a.d.Ohm mit dem dazugehörigen Gericht (Aus der Erbschaft von Werner)
  • Marburg und das dazugehörige Gericht Allendorf a.L.
  • Ein Grafschaftsbezirk in Oberlahngau, vermutlich an der oberen Ohm, dessen Umfang nicht bekannt ist
  • Die Vogtei über das Stift Werner
  • Die Vogtei über Horstfeld

Auf den Gebieten des alten Hessengaus waren neben den Landgrafen andere Grafen und Dynasten emporgekommen, die nun ihrerseits die Landeshoheit anstrebten. Neben den Grafen von Ziegenhain, die zugleich auch Vögte von Fulda waren, standen die Grafen von Battenberg, Wittgenstein, Gleiberg und Solms. Zu ihnen gesellten sich die Dynasten von Merenberg im Süden des Oberlahngaues. Hinzu kamen noch eine Reihe altfreier Geschlechter, wie zum Beispiel die von Gudensberg, die von Biedenfeld, von Dörnberg, von Löwenstein, von Breidenbach gen.Breidenstein, von Hatzfeld und andere. Ihr Grundbesitz und ihre Hoheitsrechte durchsetzten zersplitterten den Herrschaftsbereich der hessischen Grafschaft.

Auch wenn sie im einzelnen keine große Gefahr gegenüber der überlegenen Thüringer Macht waren, so mussten sie jedoch zur Gefahr werden, wenn sie sich alle im Krisenfall zu einer einzigen Macht zusammenschließen würden. Eine weitere große Gefahr bestand darin, dass sie sich mit dem mächtigen Rivalen, dem Landgrafen von Mainz, verbünden könnten.

Trotzdem liesen sich die Landgrafen nicht von ihrem Vorhaben abbringen die verschiedenen und weitgestreuten Herrschafts- und Besitztitel zu einem Terretorium zu vereinigen. Es darf nicht verwundern, dass wir die ersten Spuren solcher Bestrebungen im oberhessischen Herrschaftsgebiet der Gisonen finden, deren Besitz sich wahrscheinlich bis nach Biedenkopf erstreckte.

Durch mehrere verschiedene Umstände der Zeit wurden ab etwa 1170 viele Städte gegründet und Burgen errichtet. Dies diente dem Zweck Stützpunkte einzurichten, um sich den ständig verdichteteten Besitz der Grundherren zu sichern. Sie dienten auch als Handels- und Verwaltungssitz von denen aus das Gebiet kontrolliert und verwaltet worden ist. Auch eine Gerichtsbarkeit für eine Region war sehr wichtig. Alsfeld, Marburg, Grünberg, Frankenberg, Homberg a.d.Ohm und Marburg sind Beispiele solcher Stadtgründungen. Biedenkopf wird zwar erst 1254 belegbar als Stadt erwähnt, doch darf man Biedenkopf durchaus zu diesen Gründungen dazuzählen auch wenn die reine Stadtgründung erst zwischen 1233 und 1254 stattgefunden hat.

Die Stadt Biedenkopf selbst ist geplant aber gesiedelt wurde sicher schon viel länger. Stadtgründungen werden an Orten angelegt, die strategisch gut liegen oder wo es bereits schon Handel und Schutz gibt. Man kann auch sagen: Man schenkt mit einer Stadtgründung meistens bereits vorhandenen Siedlungen viel mehr Aufmerksamkeit und Rechte. Eine Stadt darf zB einen Markt abhalten und hat weitere Rechte, die dem Einkommen der Stadt nicht nachteilig sind. Stadtbürger sind freie Menschen. Manchmal war der Zweck auch rein militärisch und durch den Bau einer Burg bildete sich auch eine Siedlung, die auch Stadtrechte erlangen konnte. Eine Burg will auch unterhalten werden. Doch gibt es auch Nachteile.

Um 1180 trugen die Landgrafen von Thüringen den gesamten Eigenbesitz, den sie von dem Grafengeschlecht der Gisonen geerbt hatten, dem Erzstift Köln zum Lehn auf.

Dieses Erbe umfasste Gebiete von der Lahn bis zum Rhein und wahrscheinlich auch Güter im Raum Biedenkopf. Folgende Überlieferungen lassen ebenfalls auf Gisonenbesitz um Biedenkopf schließen

So treten die Herren von Hohenfels 1174 in einer handgräflichen Urkunde, den den Gisonenbesitz betrifft, als landgräfliche Bürger auf.
1226 nennen sich die Herren von Hohenfels auch "von Biedenkopf", sie besitzen mit Biedenkopf und ihren beiden Burgen Hohenfels eine beachtliche Machtstellung, die der Landgraf nur durch das Geltendmachen älterer und besserer Rechte beseitigen konnte.
(Hinterländer Geschichtsblätter 1960, Nr.1 Lennarz)

Am 16. Februar 1247 starb Heinrich Raspe, der jüngere Bruder Landgraf Ludwig I. und in Folge dessen erlosch das Thüringische Landgrafenhaus im Mannesmann. Das stürzte Hessen in eine schwere Kriese und unsere Heimat wurde in die Kämpfe um die Erbansprüche mit hineingezogen.

Die Tochter der heiligen Elisabeth, Sophie, die Gemahlin des Herzogs Heinrich von Brabant ist, erhob Anspruch auf die Gebiete, die durch Hedwigs Heirat an Thüringen gefallen waren. Zusammen mit ihren Sohn Heinrich ließ sich Sophie in Oberhessen huldigen. Ihren Machtansprüchen entgegen stellten sich der Erzbischoff von Mainz als Lehnherr und Grundherr und mehrere kleinere weltliche Herren, die ihre Stellung behaupten konnten. 

Wappen derer von Hohenfels HessenDas Wappen der Hohenfels zeigt einen Adlerflügel mit einem SternAn der oberen Lahn erwiesen sich die Herren von Hohenfels als erbitterte Gegner. 1199 wird diese Familie zusammen mit Wenherus Hosechin zum ersten Male genannt. Das Adelsgeschlecht hatte in der Grafschaft Dautphe ihren Sitz und war in mehrere Stämme geteilt. Mit ihren vielen Besitzungen an Ländereinen, Zehnten und Kirchsätze in mehreren Orten des Hinterlandes und im Lahntal bis Marburg waren sie sehr wohlhabend und durch Beteiligunen an den Gerichten Breidenbach, Eisenhausen, Lixfeld und Wallau hatten sie auch sicher großen Einfluss auf das Handeln und Leben in ihrem Einzugsgebiet.

Richtung Marburg blickend standen rechts der Lahn zwischen Buchenau, Friedensdorf, Allendorf und Elmshausen auf einem steilen Berg die zwei, etwa 150m voneinander entfernten, Burgen der Hohenfels. Die Burg Hohenfels und die Kellerburg. Man spricht dabei von einer Doppelburg. 

1248 lies Sophie die Burgen Hollende bei Warzenbach und Blankenstein bei Gladenbach schleifen und zwang 1249 die Herren von Hohenfels auf ihre Burgen in der comitia Dautphe zu verzichten. 1293, 44 Jahre später, überrannte Landgraf Heinrich die Doppelburg Hohenfels.

Das Land Hessen hatte von seiner Ausgansstellung Caldern - Wehrda - Marburg - Niederweimar - Oberwalgern aus 1249 in der Cent Dautphe und zur gleichen Zeit auch in den drei Centen Asphe, Lixfeld und Wetter alle Rechte gewaltsam in seine Hand gebracht. Damit waren auch die Grafen von Battenberg und der Erzbischoff von Mainz "ausgeschaltet".

Seit dem Verzicht der von Hohenfels auf ihre Rechte und ihre Machtstellung ist unsere Heimat untrennbar mit der Geschichte des Landes Hessen verbunden.