Chronik der Stadt Biedenkopf in tabellarischer Ausführung.
Übersicht der wichtigsten Ereignisse, Bevölkerungsentwicklung und Territorialgeschichte
Übersicht wichtiger Ereignisse
Herrschaft
Durch die Heirat der Tochter (Hedwig von Gusensberg 1098,†1148, ), des Grafen Giso IV (1070, †1122) mit Ludwig I von Thüringen (*?,†1140) kommt das Land rund um Biedenkopf unter die Herrschaft der Landgrafen von Thüringen. Zur Festigung ihrer Macht errichteten sie eine Burg (vermutlich - möglich ist es auch, dass die Vorgängerburg durch die Herren von Hohenfels errichtet worden ist, die häufig im Streit mit den Gisonen (?) aus Elmshausen gelegen haben. Sie verlegten irgendwann ihren Sitz von Hohenfels bei Allendorf nach Biedenkopf - ob es stimmt, weiß ich nicht. Streit und gewaltsame Auseinandersetzungen sind jedenfalls belegt.).
Ersterwähnung
1196 wird Biedenkopf zum ersten mal erwähnt. Allerdings nicht als Stadt/Ort, sondern im Namen eines Zeugen unter einer Kölner Urkunde. Harmuthdus de Biedencaph.
weitere Erwähnungen
Im Zuge zu den Befragungen zur Heiligsprechung der Landgrafenwitwe Elisabeth wurde auch eine Zeugin, Margerit aus Biedenkopf, erwähnt. Villa de Bied(t)encaph
https://archive.org/details/quellenstudienz00huysgoog/page/n6 Seite 230
Weitere Erwähnungen
1232 als villa (Herrschaftssitz, Großer Hof, Gutshaus) erwähnt.
- Bietencaph, de (1251)
Seit 1254 belegt als Oppidum (Stadt)
Der Ortsname "Biedenkopf" ist im Laufe der Zeit verschieden geschrieben worden.
Folgende Schreibweisen sind bekannt:
- Biedencaph (1196)
- Biedencap (1233)
- Bidencaph (1254) (Siegel belegt 1266)
- Beydencap (1259)
- Bidencap, Byedinkap, Bydinkap, Biedinkap (1293)
- Beidencap (1296)
- Bydencap (1304)
- Bydenkappf (1314)
- Biedenkopp (1431)
- Biedenkopf (1432)
- Biedinkap (1502)
- Bydencapf (1526)
- Biedencopf (1630)
Landgräfliche Stadtgründung nach 1233
Die hessischen Besitzungen von Thüringen trennen sich vom landgräflichen Besitz
In einer Urkunde wird Biedenkopf als "castrum et oppidum Biedencaph" beschrieben und somit als Stadt (Oppidum) bezeichnet. Wann Biedenkopf die Stadtrechte erhalten hat, ist nicht bekannt.
Im gleichen Jahr wird Biedenkopf als Pfand für die Mitgift der Landgräfin Elisabeth an Albert von Braunschweig eingesetzt. Gleich eine ganze Stadt als Pfand anzubieten war zu jener Zeit keine unübliche Angelegenheit. Biedenkopf wurde mehrmals im Laufe der Geschichte als Pfand "hinterlegt".
Mehr über die Verpfändungen der Stadt Biedenkopf im Artikel Verpfändungen.
Bis zur 1.Hälfte des 13.Jhd. wird Biedenkopf ist Biedenkopf dem Zent Dautphe zuzurechnen. 1302 wurde Biedenkopfer Amtsmann (officialis) das erste mal erwähnt. Die Amtsherrschaft war zunächst landgräflich.
Burg und Stadt sind an den Bischof, Ludwig von Münster verpfändet.
Verpfändung von Stadt und Burg, unter Vorbehlat jederzeitiger Wiedereinlösung, an Wigand von Sichtershausen und Johann von Breidenbach.1353 und 1360 zugunsten von Johann von Breidenbach.
Kraft von Hatzfeld "bekennt sich" (behauptet wohl), dass Gerlach und Johann von Breidenbach zwei Drittel, er selbst ein Drittel an Stadt, Burg und Land Biedenkopf zu Pfand haben.
Bürger der zwei kleinen ehemaligen Dörfer Druckershausen und Gonzenhausen siedelten sich nach und nach in der "Vorstadt" an.
Da die Dörfer aufgegeben worden sind, sind nur noch sehr wenige Überreste bekannt (ein alter Brunnen als Beispiel beim Röhrs-Gründchen), Durch diesen Umstand vergrößerte sich auch der Waldbesitz von Biedenkopf. Die Vorstadt waren die freien Räume vor der Stadtmauer. Die heutige Hainstraße war der ersten Siedlungsraum für die neuen Bürger. Grund für die Aufgabe der Dörfer war wohl die immer attraktiver werdende "Industrie" in Biedenkopf. Während man sich in Druckershausen und Gonzenhausen auf den kargen Feldern fürs Überleben schinden musste, wurde in Biedenkopf schon viel Geld mit dem Tuchmacherhandwerk verdient. Vermutlich war die Aussicht auf ein wirtschaftlich besseres Auskommen der Grund. Aufzeichnungen darüber gibt es keine. Eine dritte, vom Namen unbekannte, Siedlung wird vermutet. Sie soll sich Nahe des Stefanborns befunden haben.
1414 bestätigt Landgraf Ludwig den Bürgern von Biedenkopf ihre hergebrachten Gewohnheiten, Freiheiten und Rechte.
wird, im Zuge zur Hospitalgründung, die Kapelle zum Heiligen Geist als Siechenkapelle fertiggestellt. Diese Funktion hatte sie bis zur Auflösung des Hospitals 1826. Die Kapelle ist einer der ältesten mittelalterlichen Bauten in Biedenkopf und kann auch besichtigt werden. Außerdem findet dort an jedem Samstag ein Gottesdienst statt und bei den Heiraten geben sie die Paare in dieser Kirche am liebsten ihr Ja-Wort.
verlor die Burg die Bedeutung zur Landesverteidigung. Landgraf Ludwig I., auch der Friedsame genannt, erläßt von der Burg aus eine Gerichts- und Polizeiordnung für Hessen.
Wütet auch in Biedenkopf die Pest. Über die Opferzahlen ist mir nichts bekannt.
Die Reformation wird eingeführt und somit endet die Amtszeit des letzten katholischen Pristers Ernst Banff. Gerlach Walther wird erster ev.-luth. Geistlicher in Biedenkopf.
Erster Schulmeister Johannes Bremer wird erwähnt.
Wegen der Pest in Marburg wird die dortige Universität vorübergehend nach Biedenkopf verlegt.
Nach dem Tod des Landgraf Philipp des Großmütigen kommt Biedenkopf mit seiner Umgebung an Hessen-Marburg.
Ein anderer Todesfall, Landgraf Ludwig IV., sorgt dafür, dass Biedenkopf mit dem Erbe an Hessen-Kassel fällt.
Erneut verlegt man die Universität von Marburg nach Biedenkopf. Wieder gibt die in Marburg ausgebrochene Pest den Grund dazu.
Zeit des 30 jährigen Kriegs.
Kommt es zur Feuersbrunst in der Stadt, die 62 Häuser vernichtete - das waren so gut wie alle zu jener Zeit.
Die Pest wütet erneut in Biedenkopf.
1647 wurde die Stadt durch kaiserliche Truppen geplündert. Anschliessend äscherten die kaiserlichen Truppen noch 72 Wohnhäuser, 45 Scheunen und 24 Nebengebäude ein.
Bevölkerungsentwicklung
100 eingesessene Bürger
101 eingesessene Bürger
180 eingesessene Bürger
148 Hausgesess
(Gewerbe): 11 Schuhmacher, 10 Wollenweber, 1 Färber, 3 Schmiede, 4 Schlosser, 1 Zimmermann, 2 Maurer, 6 Bäcker, 2 Schneider, 3 Gerber, 2 Leineweber, 1 Hammerschmied, 1 Dreher, 1 Wagner, 2 Metzger, 1 Bierbrauer, 1 Fuhrmann. 1867 (Erwerbspersonen): 337 Landwirtschaft, 17 Forstwirtschaft, 93 Bergbau und Hüttenwesen, 132 Gewerbe und Handwerk, 60 Handel, 69 Verkehr, 83 persönliche Dienstleistungen, 7 Gesundheitspflege, 7 Erziehung und Unterricht, 6 Kirche und Gottesdienst, 6 Staatsverwaltung, 7 Justiz, 3 Armee, 14 Gemeindeverwaltung, 91 Personen ohne Berufsausübung, 249 Personen ohne Berufsangabe. 1961 (Erwerbspersonen): 116 Land-und Forstwirtschaft, 1.483 produzierendes Gewerbe, 514 Handel und Verkehr, 815 Dienstleistungen und sonstiges
21 Freie, 131 Hausgesesse (17 Witwen), 46 ledige Personen
250 Haushalte
2763 evangelisch, 42 katholisch, 12 andere Christen, 6 Juden, 2 andere
6.703, davon 5165 evangelisch (= 77.06 %), 1368 katholisch (= 20.41 %)
9.682 Einwohner
aufgrund der Gebietsreform 1972 steigt durch die neuen eingegliederten Orte die Einwohnerzahl auf 14.873 an
14.427 Einwohner
14.317 Einwohner
13.700 Einwohner
13.685 Einwohner
13.588 Einwohner (31.12.2019)
Territorialgeschichte
- vor 1302: Heiliges Römisches Reich, Zent Dautphe
- ab 1302: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Biedenkopf
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Biedenkopf
- 1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Biedenkopf
- ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Biedenkopf
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Biedenkopf
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Biedenkopf
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg (Trennung von Justiz (Landgericht Biedenkopf) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Kreis Biedenkopf
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Biedenkopf
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf