Alle sieben Jahre wird in Biedenkopf der Grenzgang gefeiert. An drei Tagen wird die Grenze in Biedenkopf abgelaufen und auf den Frühstücksplätzen gefeiert. Heute ein großes Volksfest, doch der Ursprung geht auf notwendigen Grenzbegehungen zurück. In den früheren Jahrhunderten kam es immer zu grenzstreitigkeiten, so dass man kontrollieren musste ob die Grenzsteine an ihrem Platz waren. Auch Streitereien wurden zumeist bei "Grenzbegehungen" geklärt.
1682 ordnete Landgräfin Elisabeth Dorothea regelmäßige Grenzbegehungen an. In Biedenkopf ist die erste Grenzbegehung am 16./17. Juli 1693 protokolliert und dauerte zwei Tage. Der Grund dieser Begehung lag in der Schlichtung von Streitigkeiten mit Dexbach und Dautphe.
Der nächste Grenzang fand am 8. und 9.Juni 1716 statt. Beim nächsten, im Jahre 1723, dauerte er erstmals drei Tage. Belegt sind darauf noch folgende Grenzgänge in den Jahren 1733, 1743, 1756, 1766, 1790 und 1809. 1809 werden Mohr und Wettläufer das erste mal erwähnt. Der letzte eigentliche Grenzgang fand 1821 statt.
Die nächsten Grenzgänge sind als Grenzgangsfeste überliefert. Da man 1824, durch die Katatsterbehörde, die Absteinung der Grenze vorgenommen hat, war der ursprüngliche Zweck der Grenzbegehung obsolet geworden.
Das erste Grenzgangsfest fand 1839 statt, gefolgt von den Jahren 1848. 1857, 1864 und der, wegen Mißernte von 1871 auf 1872 verschobene Grenzgang.
1879, man glaubt es kaum, ist der Grenzgang mangels Interesse der Bürger ausgefallen. Dem Einsatz einiger Bürger, die 1881 das Komitee gründeten, aus dem der heutige Grenzgangsverein hervorgeht, ist es zu verdanken, dass der Grenzgang auch heute noch alle sieben Jahre gefeirt werden kann.
1886 hat man den Grenzgang wiederbelebt. Aus diesem Jahr stammt auch die Stadtfahne von Biedenkopf, die mit "Zur Erinnerung an den Grenzgang 1886" bemalt worden ist. (Bild). Außerdem hat man beschlossen, dass das Fest im sieben-jährigen Rhytmus stattfinden soll, sofern Krieg oder andere Katatsrophen dies nicht verhindern. Leider musste schon 1914 und 1942 der Grenzgang wegen der beiden Weltkriege ausfallen. 1921 ist der Grenzgang wegen der unglaublich hohen Inflation ausgefallen. Den Grenzgang im Jahr 1949 hat man wegen den Nachwirkungen aus dem zweiten Weltkrieg um ein Jahr verschoben und wurde 1950 gefeiert. Um wieder in den traditionellen Rhytmus zu kommen, hat man 1956 den Grenzgang gefeiert und einmal mit sechs Jahren Unterbrechung den Grenzgang abgehalten. Somit lautet die Reihenfolge der Grenzgangsjahre 1886, 1893, 1900, 1907, 1928, 1935, 1950, 1956, 1963, 1970, 1977, 1984, 1991, 1998, 2005, 2012 und 2019.
Erwähnenswert ist vielleicht, dass die Position des Männerhauptmanns erst zum Grenzgang 1928 geschaffen worden ist. Die Burschenschaften kennen ihren Hauptmann bereits seit Beginn 1886.
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