Vor vielen Jahren wohnte in der Engelbacher Mühle ein wirklich ehrlicher Müller, der immer viel zu mahlen hatte. Das erregte den Neid dreier Nachbarn, denen es nicht so gut ging. Sie kamen überein, dem Alten einen rechten Schabernack zu spielen und ihn gemeinsam zu bestehlen.
Verkleidet und mit geschwarzten Gesichtern drangen sie nachts in seine Mühle ein, überfielen ihn und wollten ihn binden. Da kamen sie aber an den Unrechten, denn der alte Müller konnte mehr als Brot essen und war ein Hexenmeister.
Flugs sprach er seinen Zauberspruch — da standen die schlimmen Gesellen und konnten kein Glied mehr rühren, solange es dem Müller gefiel. Nun mußten sie sich an den Tisch setzen und die Müllerin trug auf. Lauter gute Sachen, daß einem das Herz im Leib lachte: Brot, Schinken, Wurst, Butter, Käse und dazu noch eine Flasche mit köstlichem rotem Wein. Als sie nun zugreifen wollten, konnten sie ihre Arme nicht heben und mußten mit ansehen, wie der Müller und sein Weib sich an der leckeren Tafel gütlich taten.
Dann meinte der Hausherr: »Bei mir ist‘s Brauch, daß man sich wäscht, bevor man zu Tische geht.« Stand auf, nahm einen nassen Lappen und wischte den Ruß aus den Gesichtern seiner Gaste. Da sie sich nun erkannt sahen, schämten sie sich sehr und baten um Gnade. Der Alte aber rief mit drohender Stimme: » Jetzt schert euch heim und laßt euch nicht wieder bei mir sehen, sonst kostet’s das Leben!« Darauf sprach er sie los.
Fortan taten sie ihm alles Gute.