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Entstehung der Stadt

Symboldbild Biedenkopf 1815

Frühzeitig zogen Siedler flussaufwärts entlang der Lahn und gründeten mit geschickter Handarbeit verschiedene Siedlungen an den Hängen und in den Tälern des Flusses. Sie bestellten ihre Felder, züchteten Vieh und lebten auf engem Raum zusammen. Viele Orte um Biedenkopf dürften bereits vor dem 8. Jahrhundert existiert haben, doch aufgrund fehlender schriftlicher Aufzeichnungen ist nur wenig darüber bekannt. In der Regel tauchen schriftliche Dokumente erst auf, wenn Schenkungen erfolgten, Bürger Abgaben leisten mussten oder Zeugen vor Gericht aussagten. Bezüglich Biedenkopf und seinen Ortsteilen fehlen jedoch Aufzeichnungen, die eine genaue Datierung der Besiedelung ermöglichen.

Man nimmt an, dass das Lahntal im 8. Jahrhundert zum Lahngau gehörte.

Gegen Ende des 9. Jahrhunderts wurde das Gebiet unter den Enkeln Herzog Gebhards (*832-†879) im Lahngau aufgeteilt. Dabei entstanden die Gebiete Hessengau, Oberlahngau und Niederlahngau. Konrad wurde Graf von Hessen- und Oberlahngaues, die zusammen die Provincia Hassia bildeten.

Im Jahr 905 fiel Konrad während der Babenberger Fehde, und sein ältester Sohn, Konrad der Jüngere (der vermutlich seinen Vater in Namen und Würde nachahmte), erhielt den Titel eines Herzogs der Franken. Im Jahr 911, nach dem Tod des letzten Karolingers auf dem ostfränkischen Thron, wurde Konrad der Jüngere anstelle des westfränkischen Königs Karl III. des Einfältigen in Forchheim als Konrad I. zum ostfränkischen König gewählt und beendete damit die Herrschaft der Karolinger im ostfränkischen Reich.

Sein zweiter Sohn wurde Graf im Oberlahngau mit Battenberg, dem Stift Wetter und den umliegenden Ländereien. Der dritte Sohn Otto verstarb 957. Er hatte die Grafschaft über den Hessengau inne.

Mit dem Tod von Otto erreichten die Grafen Werner aus Gudensberg und die Gisonen auf der Burg Hollende bei Warzenbach, die bereits um das Jahr 1000 dort ansässig waren, eine bedeutende Stellung. Unter Graf Giso IV. (†1122) wurden die Besitzungen beider Familien vereinigt.

Zur Mitgift Hedwigs gehörten verschiedene Landesteile in Hessen und an der Lahn:

  • Die Grafschaft Hessen mit dem Gericht zu Maden
  • Die Vogtei über die Stifter und Klöster Hasungen, Breitenau und Fritzlar
  • In Oberlahngau die Burg Homberg a.d.Ohm mit dem dazugehörigen Gericht (aus der Erbschaft von Werner)
  • Marburg und das dazugehörige Gericht Allendorf a.L.
  • Ein Grafschaftsbezirk in Oberlahngau, vermutlich an der oberen Ohm, dessen Umfang nicht bekannt ist
  • Die Vogtei über das Stift Werner
  • Die Vogtei über Horstfeld

In den Gebieten des alten Hessengaus erhoben neben den Landgrafen auch andere Grafen und Dynastien Ansprüche auf die Landeshoheit. Neben den Grafen von Ziegenhain, die gleichzeitig auch Vögte von Fulda waren, standen die Grafen von Battenberg, Wittgenstein, Gleiberg und Solms. Ihnen gesellten sich die Dynasten von Merenberg im Süden des Oberlahngaues hinzu. Dazu kamen noch zahlreiche altfreie Geschlechter wie die von Gudensberg, Biedenfeld, Dörnberg, Löwenstein, Breidenbach genannt Breidenstein, Hatzfeld und andere. Ihr Grundbesitz und ihre Hoheitsrechte zersplitterten den Herrschaftsbereich der hessischen Grafschaft.

Obwohl sie einzeln keine große Gefahr für die überlegene Thüringer Macht darstellten, bestand die Gefahr, dass sie im Krisenfall zu einer einheitlichen Macht zusammenfinden könnten. Eine weitere Bedrohung bestand darin, dass sie sich mit dem mächtigen Rivalen, dem Landgrafen von Mainz, verbünden könnten.

Dennoch ließen sich die Landgrafen nicht von ihrem Vorhaben abbringen, die verschiedenen und weit verstreuten Herrschafts- und Besitztitel zu einem Territorium zu vereinen. Es überrascht nicht, dass die ersten Spuren solcher Bestrebungen im oberhessischen Herrschaftsgebiet der Gisonen zu finden sind, deren Besitz sich wahrscheinlich bis nach Biedenkopf erstreckte.

Ab etwa 1170 wurden aufgrund verschiedener zeitgenössischer Umstände viele Städte gegründet und Burgen errichtet. Dies diente dem Zweck, Stützpunkte zu schaffen, um den stetig wachsenden Besitz der Grundherren zu sichern. Diese Städte fungierten auch als Handels- und Verwaltungszentren, von denen aus das Gebiet kontrolliert und verwaltet wurde. Die Gerichtsbarkeit für eine Region war ebenfalls von großer Bedeutung. Alsfeld, Marburg, Grünberg, Frankenberg, Homberg a.d.Ohm und Marburg sind Beispiele solcher Stadtgründungen. Biedenkopf wird zwar erst 1254 erstmals als Stadt erwähnt, jedoch kann es durchaus zu diesen Gründungen gezählt werden, auch wenn die eigentliche Stadtgründung zwischen 1233 und 1254 stattgefunden hat.

Die Stadt Biedenkopf selbst wurde geplant, aber es dürfte bereits viel früher dort gesiedelt worden sein. Stadtgründungen erfolgten an Orten, die strategisch günstig lagen oder bereits Handel und Schutz boten. Oft wurden bestehenden Siedlungen mit einer Stadtgründung mehr Aufmerksamkeit und Rechte zuteil. Eine Stadt durfte beispielsweise einen Markt abhalten und hatte weitere Rechte, die ihrem Einkommen nicht abträglich waren. Stadtbürger waren freie Menschen. Manchmal geschah die Gründung auch aus rein militärischen Gründen, und durch den Bau einer Burg entstand eine Siedlung, die ebenfalls Stadtrechte erlangen konnte. Allerdings brachte dies auch Nachteile mit sich.

Um 1180 übertrugen die Landgrafen von Thüringen den gesamten Eigenbesitz, den sie vom Grafengeschlecht der Gisonen geerbt hatten, dem Erzstift Köln als Lehen auf.

Dieses Erbe erstreckte sich von der Lahn bis zum Rhein und wahrscheinlich auch auf Güter im Raum Biedenkopf. Weitere Überlieferungen lassen ebenfalls auf Gisonenbesitz um Biedenkopf schließen.

So treten die Herren von Hohenfels 1174 in einer handgräflichen Urkunde, den den Gisonenbesitz betrifft, als landgräfliche Bürger auf.
1226 nennen sich die Herren von Hohenfels auch "von Biedenkopf", sie besitzen mit Biedenkopf und ihren beiden Burgen Hohenfels eine beachtliche Machtstellung, die der Landgraf nur durch das Geltendmachen älterer und besserer Rechte beseitigen konnte.
(Hinterländer Geschichtsblätter 1960, Nr.1 Lennarz)

Am 16. Februar 1247 starb Heinrich Raspe, der jüngere Bruder Landgraf Ludwigs I., und damit erlosch das Thüringische Landgrafenhaus im Mannesstamm. Das stürzte Hessen in eine schwere Krise, und unsere Heimat wurde in die Kämpfe um die Erbansprüche hineingezogen.

Sophie, die Tochter der heiligen Elisabeth und Gemahlin des Herzogs Heinrich von Brabant, erhob Anspruch auf die Gebiete, die durch Hedwigs Heirat an Thüringen gefallen waren. Zusammen mit ihrem Sohn Heinrich ließ sich Sophie in Oberhessen huldigen. Ihren Machtansprüchen stellten sich der Erzbischof von Mainz als Lehnherr und Grundherr sowie mehrere kleinere weltliche Herren entgegen, die ihre Stellung behaupten konnten.

Die Herren von Hohenfels erwiesen sich an der oberen Lahn als erbitterte Gegner. Bereits 1199 wurden sie zusammen mit Wenherus Hosechin erstmals erwähnt. Dieses Adelsgeschlecht hatte seinen Sitz in der Grafschaft Dautphe und war in mehrere Stämme aufgeteilt. Mit zahlreichen Besitzungen an Ländereien, Zehnten und Kirchsätzen in verschiedenen Orten des Hinterlandes und im Lahntal bis Marburg waren sie wohlhabend. Durch Beteiligungen an den Gerichten Breidenbach, Eisenhausen, Lixfeld und Wallau hatten sie auch einen erheblichen Einfluss auf das Handeln und Leben in ihrem Einzugsgebiet.

Richtung Marburg blickend, standen rechts der Lahn zwischen Buchenau, Friedensdorf, Allendorf und Elmshausen auf einem steilen Berg die beiden etwa 150 Meter voneinander entfernten Burgen der Hohenfels. Die Burg Hohenfels und die Kellerburg werden als Doppelburg bezeichnet.

Sophie ließ 1248 die Burgen Hollende bei Warzenbach und Blankenstein bei Gladenbach schleifen und zwang 1249 die Herren von Hohenfels auf ihre Burgen in der comitia Dautphe zu verzichten. 1293, 44 Jahre später, eroberte Landgraf Heinrich die Doppelburg Hohenfels.

Das Land Hessen hatte von seiner Ausgangsstellung Caldern - Wehrda - Marburg - Niederweimar aus 1249 in der Cent Dautphe und zur gleichen Zeit auch in den drei Centen Asphe, Lixfeld und Wetter alle Rechte gewaltsam in seine Hand gebracht. Damit waren auch die Grafen von Battenberg und der Erzbischof von Mainz "ausgeschaltet".

Seit dem Verzicht der von Hohenfels auf ihre Rechte und ihre Machtposition ist unsere Heimat untrennbar mit der Geschichte des Landes Hessen verbunden.